Otocinclus richtig akklimatisieren
Bevor ich zu meiner Vorgehensweise des Einsetzens komme, möchte ich ein paar
grundsätzliche Überlegungen anstellen.
- Wie lange schon beim Händler
- Welche Wasserwerte im Händler Becken
- Wie weit (lange) der Transport
- Kann ich einen Schwarm von mindestens 6 Tieren halten
- Welche Temperatur fahre ich in meinem Becken
- Was füttere ich
Der Otocinclus reagiert sehr stark auf Änderungen des Wasserwertes
und auf Streß. Das Umsetzen in ein anderes Becken mit anderen Wasserwerten
ist einer der lebensgefährlichen Momente im Dasein des Otocinclus. Händler
und andere Aquarianer berichten, daß bei größeren Wasserwechseln,
die die Wasserwerte im Becken verändern, auch nach Eingewöhnung Ausfälle
zu beklagen sind.
Bei mir hat es sich bewährt je nach Größe der Wasserunterschiede
und Zeitraum des letzten Umsetzens die Tiere über einen Zeitraum von 2 5
Std. einzugewöhnen. Ich versuche immer am Tag vor einer Neulieferung zu kaufen,
selbst wenn es dann etwas länger dauert, bis ich die gewünschte Anzahl
der Tiere zusammen habe. Somit ist der Zeitraum der Anpassung und Streß für
den Fisch nicht so kurzfristig hintereinander.
Süßwasserfische nehmen Wasser über ihren Körper
auf und scheiden es über die Nieren, als Urin wieder aus. Fische müssen
eine bestimmte Konzentration an Wasser und Salzen in ihrem Körper aufrecht
erhalten. Dies geschieht durch die Osmose. Treffen zwei Salzlösungen verschiedener
Konzentration aufeinander (d.h. unterschiedlicher osmotischem Druck), wird der Ausgleich
durch die selektiv durchlässige Fischhaut vorgenommen. Wassermoleküle
fließen von der schwächeren in die stärkere Lösung und verdünnen
diese.
Um es mal platt auszudrücken, der Typ in der Wüste, am
Verdursten, trinkt destilliertes Wasser, der Salzhaushalt wird gestört, Typ
fällt um.
Fisch in Plastiktüte, unterkühlt, wird ins Aquarium geworfen,
Osmose, Salzhaushalt gestört, Bauch oben.
ODER anders, Bergsteiger will auf 8000 Meter Höhe, diese Aktion
setzt ein etwa 3 Wochen andauerndes Akklimatisieren voraus. Nein, wir wollen mit
unseren Fisch nicht auf den Mount Everest, er soll ins Aquarium, so akklimatisiere
ich ihn :
Spätestens nach dem Bezahlen packe ich meine kleinen Freunde
in einen Isolierbeutel den man zum Kaufen von Tiefkühlkost verwendet, da ist
es schön dunkel und die Temperatur bleibt länger erhalten. Zu Hause angekommen
gebe ich ein paar Tropfen AquaSafe in einen 1 Liter - Meßbecher, sofern es
der Händler nicht ins Transportwasser gegeben hat. Es kann sich um jedes andere
Wasseraufbereitungsmittel handeln, nur sollte Vitamin B zum Inhalt gehören,
da Vitamin B beruhigt, somit Streß abbaut und unnötiges Zappeln und körperliche
Belastung, Verletzungsgefahr mindert.
Reinhold Messner ist auch nicht aus dem Flieger gesprungen und
dann mal gerade den Berg hoch gejogged, dies hat er erst nachdem Mittagsschlaf getan
;-). Zurück zum Meßbecher ... dort gebe ich die Otos mit Wasser des
Transportbeutels, sodaß dieser etwa zur Hälfte gefüllt (1/2 Liter)
ist und hänge ihn bei ausgeschaltetem Licht 30 min. ins Becken. Ich gehe möglichst
weit weg, verhalte mich ruhig und lasse meine Finger aus dem Becken, NEIN, ich nutze
nicht die Gunst der Stunde und richte hier und da ein Pflänzchen ...
Hat sich die Temperatur angepaßt, gebe ich im 20 bis 30 min.
Rhythmus 0,1 bis 0,05 Liter AQ-Wasser in den Meßbecher, bis dieser voll ist.
Mit einem dünnen Schlauch ziehe ich dann ½ Liter dieses gemischten Wassers
ab und fülle wieder im gleichen Rhythmus und gleicher Menge auf.
Resümee: Wasserwert, ist der Unterschied gering, kurzer
Transport, Otocinclus mindestens eine Woche beim Händler, dann 20 min. Rhythmus
mit 0,1 Liter AQ-Wasser, etwa 5mal, ½ Liter abziehen, nochmals 5mal. Sollte
Fisch unter ungünstigeren Bedingungen eingesetzt werden müssen, dann im
30 min. Rhythmus mit 0,05 Liter AQ-Wasser.
Bin ich dann müde und der Fisch hoffentlich bereit zur 8000er
Besteigung, kommt der letzte Streß für den Bergsteiger; das Abseilen.
Ich fange die Fische aus dem Meßbecher und gebe sie ins Becken, da ich kein
fremdes AQ-Wasser und Chemie (AquaSafe) im Becken haben möchte.
Bin zwar kein Bergsteiger möchte aber nochmals auf das Beispiel
zum Abschluß eingehen. Von 8000 Meter Höhe ins Tal ist für den Organismus
besser zu verkraften, für den Fisch ist es einfacher, ihn von weicheren in
härteres Wasser umzusetzen, wobei der Unterschied selbstverständlich innerhalb
der Toleranzen und Haltungsbedingungen zu sehen ist.
Das große Sterben
Immer wieder hört man vom Massensterben des Otocinclus nachdem
er etwa 14 Tage im Becken ist. Ich habe mich mit mehreren Händlern und verschiedenen
Angestellten allgemein über das Sterben unterhalten, bei allen Gesprächen
wurde die Aussage getroffen, der Otocinclus ist extrem streßempfindlich und
reagiert generell auf Änderungen der Wasserwerte. Die kritische Zeit liegt
bei 48 Stunden, dann ist das Schlimmste vorüber. Weitere Aussagen werden nicht
getroffen, man hört maximal, man solle ihn zwischendurch mal zufüttern.
Aber warum geht das Sterben meist nach zwei Wochen los ? Es spielen
mit Sicherheit mehrere Faktoren eine Rolle, jedoch glaube ich aus verschiedenen
Gründen und Beobachtungen meiner neu eingesetzten Otos, daß sie verhungern.
Gerne wird der kleine Geselle als Putzkolone eingesetzt um die
Algen in den Griff zu bekommen.
Die gestreßten Tiere kommen ausgehungert beim Händler
an, der Organismus ist geschwächt und hat mit der Wasseranpassung und Gefangenschaft
(Wildfang) zu kämpfen. Nun kommen die Tiere zum Algenvernichten ins heimatliche
Becken, dieses ist unterumständen wärmer als 25 °C, der Körper
hat sich noch nicht auf andere Ernährung eingestellt, verwertet also die angebotene
Kost nicht effektiv genug, bekommt kein Zusatzfutter, weil er ja Algen vernichten
soll. In der Natur weidet er mit Algen bewachsene Steine ab und nimmt dort außer
Algen auch andere Nahrung auf zB. tierisches Eiweiß. Leider konnte noch niemand
einen Otocinclus befragen, ob für ihn wirklich Algen Algen sind ...
Ich denke man darf einen Otocinclus nicht als algenvernichtenden
Beifisch betrachten und ihm außer angepaßte Umgebungsbedingungen auch
entsprechendes Futter zur Verfügung stellen.
Da er auch nicht sehr erfolgreich nachgezüchtet wird, muß
es auch hier an den Umgebungsbedingungen liegen und es wäre wünschenswert,
wenn hier größere Erfolge zu verzeichnen wären, um den Wildfang
einzuschränken.
Futter
Zucchini ( mein Becken kocht, wenn es die gibt ), Gurke, Rosenkohl,
Welstablette ( da ist mehr als nur Grünzeug drin ), an Kartoffeln gehen meine
Otos nicht ran.
Damit es auch mal Protein gibt überbrühe ich Blattspinat (gibt es von Blup portioniert), lasse es abkühlen, drücke die Flüssigkeit aus und gebe gefriergetrocknete rote Mückenlarven dazu, forme Kugeln und friere diese ein. Ab und an reibe ich ein paar Flocken ins Becken, dann hetzt die Meute los und lutscht den Kies ab ;-)