24. Oktober 2000
Sie haben heute wieder
gelaicht respektive sind immer noch dabei! Das Männchen beschäftigt diesmal
zwei Weibchen mit trächtigem Bauch, wenn ich das richtig beobachtet habe. Jedenfalls
werde beide Weibchen abwechselnd von ihm hin und her Richtung Laichschnur an der
Seitenscheibe geschubst.
Der Zeitraum zwischen erster und zweiter Laichablage hat vom 19. August bis zum
24 Oktober gedauert, also insgesamt 68 Tage.
1.11.
Die Larven sind kurz vor dem Schlüpfen und im Gegensatz zum ersten Mal
scheinen alle Eier immer noch da zu sein - keine leeren Hüllen.
Eine Farlowella hat übrigens heute Tubifex gefressen, sie fressen also auch schon mal Lebendfutter......ich muss das mal weiter beobachten.
Morgen müßte eigentlich der Schlupftermin sein. Wenn sie jetzt nachts
schlüpfen sollten, dann würden wohl alle durch den Filter verschwinden.
Andererseits sieht der Laich noch nicht so schlupfbereit wie beim ersten Mal aus....was
tun?
Ich entschließe mich dann doch, die Eier wie beim ersten Mal mit einer Rasierklinge
abzuschaben und in das kleine Zuchtbecken zu überführen.
Es geht nur sehr schwer, weil der Laich diesmal in einem für mich ungünstigen
Winkel sitzt - zwei Eier fallen aber in meinen Auffangkorb (Artemiasieb) und ich
setze sie in das Zuchtbecken. Im Gegensatz zum ersten Mal schlüpfen die Larven
durch diese ganze Aktion nicht - es liegen nur zwei schwarze Kügelchen auf
dem Beckenboden. Ob der Schlupftermin doch noch nicht da ist? Ich höre lieber
auf mit der Umsetzung.
2.11. "Zangengeburt"
Die beiden kleinen Eier im Zuchtbecken sind verschwunden - zwei
Farlowella-Larven hängen oben an den Seitenscheiben! =:-) Also klappt es doch.
Ich will dann gleich den restlichen Laich umsetzen. Durch den ungünstigen Winkel
klappt es diesmal aber leider nicht mit einer Rasierklinge. Durch Druck auf die
Laichtraube sind schon ein paar Larven geschlüpft und sofort nach oben geschwommen
(in die Nähe des Filterablaufs!) - Hektik - ich stelle erstmal den Filter ab.
Die Kleinen sitzen teilweise direkt am Auslaufstutzen durch den das Wasser immer
noch langsam abläuft. Einen Verschluß zum schnellen Abdichten finde ich
so schnell nicht, also probiere ich die Keschermethode, aber da reagiert das kleine
Überlebensprogramm der Farlowellababies anders, als mir das lieb ist: sie schwimmen
hektisch paddeln durch den Vallisnerienwald ins Becken hinein. Also die Absaugmethode!
Und die funktioniert dann endlich - alle Babies werden per Schlauch in einen kleinen
Eimer gesaugt. Dabei entdecke ich noch ein kleines Ei auf dem Sandboden und überführe
es ebenfalls in das Zuchtbecken - Geschafft!
Zehn geschlüpfte Larven und dreißig Eier kann ich zählen.
Abends mache ich noch ein wenig Geburtshilfe: Ich nehme die restlichen Eier in die
Hand und zwirble die einzelnen Eier vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger hin
und her. Dadurch platzt die Eihülle und die restlichen Farlowellas schlüpfen.
Sie sind übrigens genau 1 cm lang.
Die erste Generation ist inzwischen genau 4 cm lang! Sie sind also in 68 Tagen um
3 cm gewachsen, d.h. rund 1,5 cm pro Monat.
3.11.
Alle Farlowella-Babies hängen wie üblich fast bewegungslos an den Seitenscheiben
oder an einem frei schwebenden Javafarn - bis auf eine Larve, die auf dem Glasboden
etwas verkrümmt liegt und sich bei Berührung doch zappelnd bewegt...sie
stirbt dann aber während der Nacht.
6.11.
Eine weitere Laichschnur hängt an der Seitenscheibe! "Er" hat jetzt
also endlich mit dem zweiten Weibchen abgelaicht - ihr Bauch war auch schon "kurz
vorm Platzen"!
7.11.
Ohne weiteres Zutun meinerseitens entwickelt sich ein Bakterienaufwuchs an den Scheiben
und auf der Wurzel im Zuchtbecken der Farlowella-Larven. Meine ursprüngliche
Sorge, nicht genug Algen zur Verfügung zu haben, ist damit wohl unbegründet.
Im Vergleich zu anderer Welsbrut, die rechtzeitig mit Artemien-Nauplien versorgt
werden müssen, beschränkt sich meine Aufzuchttätigkeit hier aufs
Nichtstun.
14.11.
Die letzte Farlowella-Brut müßte jetzt langsam schlüpfen, die Eier
sind ganz dunkel. Wenn ich immer Geburtshilfe mache kriege ich aber nie den normalen
Schlupfzeitpunkt unter meinen Aquarienbedingungen heraus - ich warte also noch.....
Die Erstbrut hängt sehr oft an senkrechten Gegenständen im Zuchtbecken, also am Lüfterschlauch, am Thermometer usw. Offenbar brauchen sie langsam ihre Biotopumgebung, also Vallisnerienwälder zum Senkrechthängen. =:-) Ich weiß nicht, ob ich sie schon umsetzen sollte, weil ich ja dann die Futteraufnahme nicht mehr kontrollieren kann.
15.11.
Die ersten 10 sind inzwischen geschlüpft. Ein paar davon finde ich noch im
Vallisnerienwirrwarr und kann sie leicht absaugen, den Rest finde ich sicherlich
noch in den nächsten Tagen. Die restlichen 22 Eier schabe ich nach der üblichen
Methode ab und überführe sie in das Becken ihrer etwas älteren Geschwister.
Von der Eiablage bis zum Schlupf der ersten Larven dauert es also unter meinen Aquarienbedingungen 10 Tage.
Bei den ältesten Farlowellas, die inzwischen 5 cm lang sind, sehe ich eine mit ihrem Kopf über (!) der Wasseroberfläche an einer Seitenscheibe festgesaugt. Als ich sie berühre schwimmt sie schnell wieder weg.
26.11.
Inzwischen habe ich hier eine regelrechte Farlowellagroßgruppe mit vielen
Exemplaren. Trotz täglichem Wasserwechsel oder zumindest Absaugen der Reste
sterben in den ersten Tagen nach dem Beginn der Futteraufnahme immer ein paar von
ihnen - eine Woche später hört das dann auf.
Lebendfutter wird auch von den größeren bisher nicht genommen (Enchyträen
z.B.).
Die überwiegende Mehrzahl von ihnen ist hell rotbraun gefärbt. Es gibt
aber einzelne Exemplare, die eine dunkle Färbung haben. Ob sie ihre Färbung
ändern können habe ich dabei noch nicht herausgefunden.
Klaus Dreymann